Sonntag, 25. Juli 2010

Abschied vom Motorsport

Ich mag Motorsport. Da fahren Millionäre in Autos immer im Kreis und trotzdem mag ich das. Okay, ich fand es schon immer albern, dass da Nationalhymnen für Steuerflüchtlinge gespielt werden und die dummdreiste Berichterstattung auf RTL sorgte stets für eine gepflegte Assi-Stimmung, aber wenn dann ein spannendes Überholmanöver glückt und dramatisch um Punkte gekämpft wird, dann steigt der Unterhaltungswert.

Heute hat die Formel 1 (mal wieder) gezeigt, dass der Unterhaltungs-Faktor nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Es geht um viel Geld, um Sponsoren, um Prämien, um die Wurst. Aber eben nicht mehr darum, wer der beste Fahrer im besten Auto ist. Ein Drittel vor Ende des Rennens funkt Ferrari an den in Führung liegenden Massa "Du bist langsamer als Alonso, kannst du das bitte bestätigen?". Alonso liegt auf Rang 2 und kann offenbar tatsächlich schneller fahren als Massa, schafft es aber nicht am Teamkollegen vorbei. Einige Runden später, gibt Massa in der Spitzkehre nicht gleich Vollgas und Alonso zieht locker vorbei. Über Funk bekommt Massa noch ein tröstendes "Sorry" mitgeteilt. Die Erklärung ist einfach. Alonso hat in der Fahrer-WM durchaus noch Chancen vorzurücken, Massa ist weit abgeschlagen. Das Problem: Wenn ich Autos sehen will, die sich vorbei lassen, stell ich mich an eine Autobahn.

Noch dreister geht's in der DTM zu, wo die Zweiklassen-Gesellschaft auch ganz offen gelebt wird. Fahrer in Gebrauchtwagen haben Spitzenfahrern Platz zu machen, egal wie schnell sie sind. Sogar Fahrer mit frischen Reifen werden vorbei gewunken und die Reduzierung auf nur zwei Hersteller macht die Angelegenheit auch nicht spannender. Natürlich kommt es dennoch gelegentlich zu spannenden Situationen, aber die werden überschattet von unzähligen Stallordern und blauen Flaggen.

Ferrari wurde zu 100.000 Dollar Strafe verdonnert, ein Mückenschiss für die Scuderia und schwerlich eine abschreckende Maßnahme für zukünftige Vergehen. Die Punkte blieben bei den Fahrern. Sebastian Vettel traute sich erst gar nicht die Situation zu kommentieren: "Es wäre nicht clever, etwas zu sagen, was ich eines Tages bereuen könnte." Will heißen: Womöglich pfeift bei uns im nächsten Rennen jemand Webber zurück, da kann ich mich jetzt nicht als Moralapostel aufführen. "Zudem erhalte ich meine Schecks ja nicht von euch Journalisten, sondern vom Team." Das kann man einfach mal wortlos so stehen lassen.

2 Kommentare:

  1. die trotel webber und vettel fahren sich vorher in die kiste bevor sie den teamkollegen freiwillig vorbeilassen.

    ich schaue schon lange nicht mehr F1 oder Dtm, aus den oben genannten gründen.
    dann doch lieber champcar oder WTCC, da sieht man wenigstens noch auto rennen

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  2. Für mich war Formel 1 schon immer der Inbegriff von Langeweile. Wenn ich Dinge sehen will, die sich im Kreis bewegen, besauf ich mich ordentlich, statt RTL einzuschalten. Dabei muss ich mich wahrscheinlich auch weniger oft übergeben, als bei deren Programm.

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