Donnerstag, 21. Oktober 2010

Ich bin der King

Es muss eigentlich gar nicht extra erwähnt werden, aber ich bin halt mal wirklich der King. Ich habe im letzten Jahr den Motor meiner Waschmaschine getauscht und jetzt meine PS3 gerettet.

Eigentlich absurd, hätte ich wetten sollen, ich hätte darauf getippt, dass die Xbox zuerst den Geist aufgibt. Aber die war ja schon vor zwei Jahren mal in Gefahr auf dem Konsolenfriedhof zu landen, wurde von Microsoft aber erfreulicherweise ohne großen Tamtam entgegengenommen, repariert und wieder zurück geschickt. Seitdem ist das Gerät recht häufig im Einsatz und im Schnitt sicherlich weit öfter unter Volllast als die PS3. Die ist eigentlich nie unter Dampf, gab ja auch schon lange nix Exklusives mehr von Sony, das für mich spannend gewesen wäre. Abgeschmiert ist das Teil dann dementsprechend auch beim Abspielen von Musik, wir können also Überbelastung ausschließen.

Ich könnte ja jetzt hier von einem Produktionsfehler sprechen (ist immerhin eine 60er-Variante der Erstauflage), aber wir wollen mal nicht so sein und können es ja auch nicht beweisen. Vergangene Woche musste ich also mit einer kleinen Träne im Auge akzeptieren, dass die PS3 nicht einfach nur ne Pause brauchte, sondern mit dem berüchtigen YLOD (Yellow Light Of Death) das Zeitliche gesegnet hatte. Ich war drauf und dran mir ne neue Slim zu bestellen und fand das ganz schön scheiße. Meine treuen Jünger aus dem fts-Forum (http://58190.dynamicboard.de/) rieten mir aber, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben und einen Rettungsversuch unternehmen sollte. Leichter gesagt als getan, denn das kurz darauf gefundene Hilfsvideo auf Youtube ist in sieben Teile aufgesplittet und dementsprechend lang. Noch dazu braucht es einen Heißluftfön und meine Abstellkammer beherbergt wahnwitzig viel anderen Mist, den ich nie brauche, aber keinen Heißluftfön. So'n Ding kostet aber bei Amazon gerade mal 15 Euro und notfalls kann man das Teil ja wieder verkloppen. Hmm... das kann man ja mal versuchen.

Gesagt, getan und zwei Tage später kam die Lieferung des Föns inklusive einer Tupe Wärmeleitpaste für knapp fünf Euro. Am letzten Samstag ging ich also das Projekt YLOD an und so sahen die Vorbereitungen aus.


Die Klebestreifen sind übrigens für die Schrauben, die ich ja ohne Beschriftung sonst nie wieder zuordnen kann. Eine halbe Stunde später war die Phase 1 abgeschlossen und der Tisch sah so aus:


Die Plastikteile liegen alle auf der Couch und das Motherboard ist noch vom Rahmen umgeben, aber so weit muss man ja erst mal kommen. Kurz darauf konnte ich also tatsächlich den Heißluftfön auf die Prozessoren richten und die Daumen drücken, dass es auch was gebracht hat. Der Zusammenbau war anschließend ein Kinderspiel und die Stunde der Wahrheit rückte näher. Würde das Ding wirklich wieder funktionieren? Kann es wirklich so einfach sein? Es kann.


Es leuchtet grün, die Konsole läuft. Ja, gibt's denn das? Ja, bin ich der King? Aber Vorsicht, hinterher fliegt mir das Ding ein paar Minuten später um die Ohren, also mal den Ball flach halten. Das ist jetzt noch keine Woche her und mein Vertrauen in die Hardware war schon mal größer. Aber die PS3 läuft derzeit ohne Murren, dient als DVBT-Empfänger und darf ab und an ne Folge Star Trek TNG abspielen. Ein echter Härtetest steht noch aus, weil ich grad wenig Bock auf Formel 1 hab, parallel Castlevania auf der 360 spiele und Gran Turismo 5 mal wieder verschoben wurde. Aber GT 5 wird dann wohl auch der echte Prüfstein werden, denn so albern die etlichen Verschiebungen auch sind und so lächerlich das Schadensmodell zum Teil aussah und so bekackt die betonfesten Absperrbänder im Rallye-Teil sind, ich will endlich wieder über die Nordschleife brettern und da gehen gerne auch mal Stunden ins Land. Wir werden also sehen, wie lange die Konsole hält, aber schon allein für eine Woche hat sich die Bastelei gelohnt. Und sei es nur, um zu demonstrieren, dass ich der absolute King bin...

Dienstag, 5. Oktober 2010

The Good, The Bad, The Meh - Enslaved

Die Endzeit hat nie besser ausgesehen...


Entwickler: Ninja Theory
Publisher: Namco Bandai
USK-Version ungekürzt: Ja


Um das gleich mal klar zu machen: Heavenly Sword war Schmutz. Gutaussehender Schmutz, aber immer noch Schmutz. Schöne Grafik kann ein umständliches und nicht funktionierendes Kampfsystem genauso wenig wett machen wie einen unausgewogenen Schwierigkeitsgrad. Dementsprechen skeptisch stehen wir heute Enslaved gegenüber, Ninja Theorys zweitem großenSpiel, diesmal Multiplattform, weil Sony Heavenly Sword wohl auch nicht so prall fand. Ebenfalls spannend: Ninja Theory arbeitet an einem Reboot von Devil May Cry und die Reihe ist zuletzt das ziemlich genaue Gegenteil von Heavenly Sword gewesen.

Aber zum eigentlichen Spiel. Sklave Monkey sitzt in der Zelle eines Gefangenentransporters fest, als das Ding abstürzt. Kaum in Freiheit, ist er auch schon wieder am Arsch, weil ihm die Mitgefangene Trip ein Sklavenstirnband aufsetzt und er nun ihren Befehlen horchen muss. Als Leibwächter wider willen geht's nach Westen und gegen Robotergegner durch ein zerstörtes Endzeit-New York und andere kaputte Landschaften.



The Good

Blender
Fuck, sieht das gut aus. Ja, es ist Unreal Engine 3 und gelegentlich blenden Texturen zu spät ein, aber wer hätte gedacht, dass die Technik in der Lage ist auch andere Farben darzustellen als Braun, Grau und Beige? Enslaved sieht stellenweise einfach grandios aus (die Bilder sind selbst erstellt) und spielt in der Oberliga mit. klar, die Umgebungen sind auch insgesamt eher unbelebt und ein God of War III sieht noch einen Tacken edler aus, aber für ein Multiplattformspiel ist das allerehrenwert.

Keine Space Marines
Ist ja gerade unheimlich populär auf Space Marines und entsprechende Spiele einzutreten, aber wenn man Enslaved spielt, weiß man auch warum. Es tut so gut mal wieder ein völlig anderes Spiel zu spielen, ohne besagte Muskelberge oder Elite-Soldaten. Noch dazu ist die Welt von Enslaved wunderbar stimmig gestaltet und bietet herrlich abgefuckte Endzeit-Stimmung, ohne den Farbtopf auf drei Brauntöne zu beschränken.

Andy Serkis
Ich habe keine Ahnung, ob der Mann wirklich immer noch Spaß dran hat mit kleinen Punkten übersäht virtuelle Charaktere zu spielen, aber er macht das halt einfach großartig. Sein König Bohan in Heavenly Sword war phänomenal, sein Monkey in Enslaved ist ebenfalls erste Sahne. Der Mann kann alles und die Emotionen, die in den Zwischensequenzen durch echtes Schauspiel rübergebracht werden, sind beeindruckend.

Chemie

Gaaaaanz kurz musste ich während Enslaved an Prince of Persia: Sands of Time denken. Die stimmige Chemie zwischen den beiden ungleichen Hauptdarstellern und die schnippischen Dialoge auch während des Spiels waren und sind unerreicht. Enslaved kommt zwar nicht ganz an die Brillanz von PoP ran, macht seine Sache aber gut.

WTF?
Ich darf und will nicht zu viel verraten, aber Enslaved besitzt einen Story-Twist und ein Ende, das ich im Leben nicht vorhergesehen hätte. Fast schon experimentell anmutend, trifft einen das Finale völlig unerwartet. Muss man nicht mögen und wird auch sicherlich nicht jedem Gefallen, verdient aber großen Respekt.





The Meh

Immer feste druff

Ich brauch nicht unbedingt ein hochkomplexes Kampfsystem wie in Devil May Cry oder Bayonetta, mir reicht God of War dahingehend völlig aus. Enslaved bietet ungefähr 20% der Vielfalt von God of War. Monkeys Move-Repertoire ist übersichtlich, das Upgrade-System beschränkt sich größtenteils auf die Verstärkung bestehender Attacken und Moves. Gibt zwar auch neue Sachen wie die Konterattacke, nur braucht die einfach keine Sau. Die Gegner sind stumpf und mit zwei, drei Attacken kommt man ohne die geringsten Probleme durch. Das freut n00bs, bietet halbwegs versierten Spielern aber viel zu wenig Substanz.

Denkverbot
Nein, nein, das wollt ihr mir jetzt aber nicht wirklich als Rätsel verkaufen, oder? Ein paar Schalterrätsel und einige Brückenkonstruktionen, die ich verschieben muss? Lächerlich. Graue Zellen haben Urlaub, und zwar dauerhaft. Nicht wirklich schlecht, aber halt schade. Ich hätte gern mehr zu grübeln gehabt.

Immer geradeaus
Enslaved ist linear. Sehr linear. Abseits der normalen Wege gibt's so gut wie nix zu entdecken und selbst die roten Orbs liegen meist direkt am Wegesrand oder um die Ecke. Das ist bei dem Produktionsaufwand irgendwie verständlich und bei einem Uncharted nicht viel anders, aber wenn man kaum Gameplay hat, fällt's halt umso deutlicher auf.






The Bad
Hüh-Hüpf!

Uncharted war mir in den Hüpfeinlagen schon viel zu flach, aber Enslaved toppt echt alles. Man KANN nicht abstürzen. Im Grunde haut man ohne Ende auf den Sprung-Knopf und dreht den Stick so lange, bis das Spiel sein Okay gibt. Gelegentlich gibt's dabei Timing-Aufgaben, aber selbst wenn man die versaut, verliert man so wenig Energie, dass man sich den Quatsch auch hätte sparen können. Bei Prince of Persia: Sands of Time kam ich mir vor wie der Hecht und konnte mir etwas Übung richtig cool von A nach B hopsen, in Enslaved macht Monkey das alles von selbst.

So klein mit Hut
Ich habe noch nie in meinem Leben so lächerliche Bosskämpfe erlebt. Ehrlich, ich hatte fast das Gefühl da wäre was kaputt oder ich hätte Cheats an. Was nützt es, wenn der Boss zehn Mal so groß ist wie ich und eine Energieleiste bis zum Mond hat, wenn er so simpel besiegt ist? Betäubungsschuss, hinlaufen, draufprügeln, zweimal nach hinten rollen, Betäubungsschuss, hinlaufen, draufprügeln... bis die Leiste weg ist. So müssen sich meine kleinen Brüder gefühlt haben, als sie mir damals auf dem SNES in Street Fighter ohne Pause auf die Fresse gegeben haben, ohne dass ich etwas hätte machen können. Ich stell mir grad die Bayonetta-Macher vor, wie sie das zocken und sich vor Lachen nicht mehr einkriegen. Ein Boss-Gegner, der weniger Gegenwehr auffährt als ein Standard-Gegner, ist jedenfalls eher lächerlich.

Aus und vorbei
So grausam das klingt, aber nach sechs bis acht Stunden hat man den Abspann und damit eigentlich wirklich alles gesehen. Wer Bock hat, spielt das Ding noch mal auf Hard durch und levelt sich zu Ende auf oder versucht alle Orbs zu sammeln, aber das ist alles eher halbgar und schwerlich Motivation richtig Zeit ins Spiel zu stecken. Keine Extras, keine Boni, kein Nix. Nach einem Wochenende kann man das Ding zu den Akten legen.




Maik says:
Hmm. Das ist mal echt schwierig. Ich mag die Story, das Design, die Optik, das Flair, die Atmo, aber als reines Spiel ist Enslaved einfach viel zu lasch. Vieles vom Spiel ist halt einfach pointless. Das ist so wie damals bei Baphomets Fluch Irgendwas. Da stürzt man mit einem Flugzeug ab und soll an einer Bergwand entlang hüpfen. Der Gag ist, dass man eigentlich immer nur bis zum Rand läuft und auf Springen drückt. Man kann nicht herunterfallen und im Prinzip könnte man sich auch ne Zwischensequenz anschauen. Das ist auch mein Problem mit Enslaved. Große Teile des Spiels fühlen sich an wie ein gigantisches Quicktime-Event, bei dem man sich so viel Zeit lassen kann, wie man möchte. Das ergibt am Ende immer noch sechs Stunden Unterhaltung, aber als Videospiel fehlt mir dann einfach der Inhalt und die Substanz. Noch dazu gibt's kaum Anreiz das Spiel noch mal zu spielen und nach einem Wochenende ist die Nummer komplett abgefrühstückt. Aber sollte man den Mut zum Setting, das andersartige Design und das abgefahrene nicht höher einstufen? Jain, denn wenn man mal ganz ehrlich zu sich selbst ist, ist Enslaved eine Themaverfehlung. Als Film hätte man die Charaktere noch weiter ausarbeiten können und eine packende 90-Minuten-Story erzählen können. Das hätte besser funktioniert. Als Spiel mangelt es an Gameplay und echtem "Spielspaß". Und weil ich hier machen kann was ich will, gibt's zwei Wertungen. :)

Spiel: 5/10
Inhalt: 8/10