Freitag, 4. Juni 2010

The Good, the Bad, the Meh - Alan Wake

Kleine Taschenlampe, brenn...




Entwickler: Remedy Entertainment
Publisher: Microsoft
USK-Version ungekürzt: Ja


Die Macher von Max Payne lassen sich neun Jahre Zeit, um das Horror-Genre neu zu beleben, da muss doch eigentlich was Gigantisches bei raus kommen. Einst PC-exklusiv, dann für beide Systeme geplant, zwischenzeitlich als Open-World-Titel angelegt und jetzt ausschließlich für die Xbox 360 erhältlich sind die Ansprüche hoch. Hat sich das Warten gelohnt?




The Good

Ich glaub ich steh im Wald.
Auch wenn's keine offene Spielwelt mehr ist, die Fernsicht ist beeindruckend und die Wald- und Wiesenlandschaft sieht einfach absolut klasse aus. Nebelschwaden, sich im Wind wiegende Äste, kristallklares Wasser im Bergsee - da möchte man eigentlich mal ne Woche Ausspannen (vorzugsweise tagsüber).


Heavy wer?
Auch wenn's mittlerweile schwerlich noch als Kompliment für ein Spiel durchgeht, die Inszenierung ist filmreif. Und das sage ich, obwohl ich 99% aller Videospiele inszenatorisch für schlechter halte als die meisten B-Filme. Die Cutscenes von Alan Wake sehen nicht nur klasse aus, sie sind auch super in Szene gesetzt, professionell vertont und inhaltlich ist alles auf einem ordentlichen Niveau, das den Trash-Appeal von Heavy Rain ziemlich als aussehen lässt. Nicht perfekt (Clicker), aber sehr, sehr gut.


Wie heißt der Song?
Musik in Spielen ist mir enorm wichtig und Alan Wake hat zweifellos den besten Soundtrack des Jahres. Einerseits sind die Kompositionen innerhalb des Spiels großartig, noch dazu gibt's wunderbar ausgewählte Songs am Ende jeder Episode, die für Gänsehaut sorgen.



Fleisch und Blut
Bei Max Payne waren es die Comic-Panels zwischen den Levels, hier sind's TV-Sendungen innerhalb des Spiels. Echte Schauspieler (und chargierende Entwickler) spielen Charaktere in obskuren Fernsehsendungen oder sich selbst, im Falle von Alan Wake. Das ist schräg, aber cool.



Spielbare Rückblenden
Ich mochte es bei Max Payne, ich mochte es bei Splinter Cell: Conviction und ich mag es auch hier. Ereignisse der Vergangenheit spielbar zu machen, ist nicht mehr originell, aber hier gut umgesetzt.


Heavy Metal
Wäre ein Spoiler, also wird's hier nicht genau erklärt. War für mich aber die wohl einprägsamste Stelle im Spiel und eine schöne Abwechslung.







The Meh

Zombie-Alarm
Alan Wake mag ein Horror-Spiel sein, aber deswegen sollten nicht gleich alle Beteiligten aussehen wie frisch aus dem Grab geschlüpft. Aktuelle Titel wie Uncharted 2, Red Dead Redemption oder das steinalte Heavenly Sword zeigen wie Charakter-Mimik aussehen kann, da wirken die unbeweglichen Puppen-Gesichter von Alan Wake doch ziemlich altbacken. Nicht katastrophal, aber definitv schwach.


Außen rum
Alan Wake soll gruseln und natürlich gelten dann ähnliche Regeln wie in Horror-Filmen. Charaktere gehen in einen Wald, obwohl sich dort Schattenwesen rumtreiben und der Weg ans Ziel ist meist enorm umständlich. Man kann es aber auch übertreiben. Jeder, aber auch wirklich jeder Weg in Alan Wake ist der am umständlichsten denkbare. Das ist anfangs ja noch ganz lustig, aber gegen Ende hat's mich nur noch genervt.


Papiere, bitte.
Die Idee ist super. Auf seinem Weg ans Ziel stolpert Alan Wake über Manuskript-Seiten eines Buches, dass im Prinzip die Geschichte erzählt, die er gerade erlebt (vereinfacht ausgedrückt). Das Problem daran: Immer wenn man eine solche Seite findet, muss man extra ins Menü, um sie sich von Wake vorlesen zu lassen. Das Spiel geht aber nicht etwa weiter (wie bei BioShock), sondern stoppt für diesen kurzen Zeitraum. Das nimmt viel Tempo aus den ohnehin recht langen Levels raus.


Vollgas
Gelegentlich darf man sich hinters Steuer eines Geländewagens klemmen und dann spürt man auch die Open-World-Wurzeln, die es einst mal gab. Dummerweise fahren sie die Karren nicht sonderlich spaßig und man ist am Ende dann auch froh, dass niemand auf die Idee gekommen ist, allzu anspruchsvolle Fahraufgaben einzubauen.







The Bad

Quasimodo
Welcher Honk ist auf die Idee gekommen auf dem mit Tasten ja nicht gerade unterversorgten Pad Rennen und Ausweichen auf die selbe Taste zu legen? Das führt dann dazu, dass Alan Wake auf seiner Flucht vor den Schattenwesen gerne mal wie der Glöckne von Notre-Dame durchs Dickicht humpelt und sich zum Affen macht.



Hüh-hüpf
Man sieht Alan Wake die Familienzugehörigkeit zu Max Payne an. Das ist im Bezug auf das HUD durchaus lieb gemeint, beim Blick auf die Animationen eher weniger. Rennen und vor allem Springen sehen oft einfach veraltet aus und andere Entwickler sind hier schon drei Schritte weiter.


Next up: more of the same
Ich sag's wie es ist: Schon im zweiten Level hatte ich vom eigentlichen Gameplay die Schnauze voll. Es ist nicht wirklich schlecht und funktioniert auch ordentlich, es ist nur wahnsinnig schnell langweilig und uninteressant. Im Zusammenspiel mit dem einfallslosen und durchschaubaren Leveldesign artet das Gegner ausschalten dadurch schnell in monotone Arbeit aus, die noch dazu viel zu lange dauert, weil sämtliche Levels viel zu lang sind. Mag sein, dass es auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad dann etwas mehr Skill erfordert, aber ich spiel dem Quatsch bestimmt nicht noch mal durch.


Rätsel
Da macht man ein Psycho-Actionspiel und dann vergisst jemand ordentliche Rätsel einzubauen. Es gibt leider kein einziges, es sei denn man wertet das Aktivieren eines Lastenaufzugs als Rätsel. Noch dazu werden viele solcher "Rätsel"-Aktionen dann auch noch mehrfach wiederholt, was die Angelegenheit nur noch ermüdender, aber nicht cleverer macht.








Maik says:
So brutal das auch klingen mag, aber ich hätt mir Alan Wake lieber als Film angeschaut. Die Gameplaypassagen sind eintönig und schnell langweilig, es gibt keine Rätsel und eigentlich auch sonst nicht viel zu tun. Den Wald hatte ich (trotz seiner Schönheit) nach zwei Levels satt und ich wollte nur wissen wie es weiter geht. Eigentlich ist auch das seltsam, denn Alan Wake ist ein unsympatischer Kotzbrocken, die übrigen Charaktere nicht gerade frei von Klischees und die Auflösung alles andere als originell. Aber es hat einen eigenen Charme fernab von Zombie-Schnetzeleien und das gefällt mir. Kollege Crnjak ballert sich grad auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad durch, was ich nicht mal für Geld machen würde, aber der is ja auch bekloppt. Was am Ende des Tages bleibt, ist ein professionell inszenierter Grusel-Happen, der aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt und die neun Jahre Entwicklungszeit nicht unbedingt zeigt. Aber, um das Ganze positiv abzuschließen: Im Vergleich zum teilweise ähnlich ausgelegten und hochgradig beschissenen Alone in the Dark ist Alan Wake eine wahre Perle.

7/10


1 Kommentar:

  1. Ich war lange Zeit neidisch, nachdem Microsoft sich die Exklusivität unter den Nagel gerissen hat. Aber mit jeder Verschiebung interessierte es mich ein kleines Stückchen weniger und inzwischen ist es mir so ziemlich egal, dass ich es auf meiner PlayStation nicht spielen kann...

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