Samstag, 8. Mai 2010

The Good, the Bad, the Meh - Just Cause 2

Was nützt der größte Spielplatz, wenn er voller Arschlochkinder ist?




Entwickler: Avalanche Studios
Publisher: Square Enix / Eidos
USK-Version ungekürzt: Ja


Open World. Einstmals als große Innovation gefeiert, die Videospiele weiter nach vorne bringt, anschließend von unzähligen halb-talentierten Entwicklern verwässert und mittlerweile kaum mehr als ein Verkaufsargument. Immerhin haben die meisten Spielemacher in jüngster Zeit halbwegs geschnallt, welche Faktoren für ein gutes Open-World-Spiel wichtig sind, auch wenn das Niveau von GTA (speziell San Andreas) unerreicht bleibt. Das hat natürlich nicht unbedingt immer was damit zu tun, dass Entwickler einen schlechten Job machen, sondern mittlerweile auch und vor allem damit, dass man schon alles gesehen hat und selbst das gute alte GTA bei weitem nicht mehr diese gewaltige Faszination ausüben kann wie die 3D-Premiere GTA III.

Löblich, dass Just Cause 2 zumindest optisch seine Einzigartigkeit behält und niemanden mit einer weiteren namenlosen Stadt langweilt, sondern das Auge mit wunderschönen Panoramen verwöhnt. So lassen sich zumindest schon mal Postkartenmotive finden, aber für ne offene Spielwelt reicht das natürlich noch nicht. Also, was steckt drin in Just Cause 2?




The Good

Bildschön
Wow. ... Nee, echt. Wow. Anders kann man es nicht beschreiben. Die Spielwelt ist gigantisch groß und sieht je nach Position einfach atemberaubend aus. Egal ob auf dem höchsten Gipfel oder an Bord eines Speedboots, bei entsprechender Sonnenlage möchte man eigentlich sofort auswandern und ins echte Panau abdüsen.


Der Haken
Was macht dieser Greifhaken einen Spaß. Egal, ob man der Gravitation trotzt, Gegner an Autos schnallt und aufs Gas drückt oder mal wieder eine Statue des bösen Diktators umreißt, in dem man selbige mit einem vorbeifahrenden Wagen verbindet. Der Haken erlaubt einzigartige Mobilität und nach ein wenig Eingewöhnung gehen selbst komplexere Manöver leicht von der Hand. In hektischen Situationen gehen solche auch mal daneben und es gibt immer mal wieder Grund zum Ausrasten, aber das betrifft glücklicherweise nur cholerische Spieler-Naturen mit unschönen Dellen im Wohnzimmertisch, die verdächtig formgleich mit Controllern sind.


Badda-BUMM!
Die Explosionen von GTA IV sehen immer noch klasse aus. Aber sie sind ein Mückenfurz im Vergleich zu dem, was Just Cause 2 zu bieten hat. Optisch wie akustisch brachial machen sie jeden hochgejagten Öl-Tank auch beim 100sten Mal noch zum Genuss.



Onomatopoesie
Krach, Bumm, Peng bei jeder Explosion sind eine Sache, aber das Sounddesign im Allgemeinen hat ordentlich was auf dem Kasten. Motorensounds sind klasse, aber vor allem die Liebe zum Detail fällt auf. Mein Pick-Up-Truck mit draufmontiertem MG knarzt bei jeder Bodenwelle, Windgeräusche machen jeden Ausflug mit dem Gleitschirm zu einer fast schon meditativen Erfahrung und die Minigun klingt einfach so als hätte ich gerade "Kontaaaaaaakt!!!!" geschrien und würde den Urwald zerfetzen, um dabei auch gleich noch den Predator zu erwischen. Großartig
!


Viel zu tun
Hat nicht unbedingt auch was mit Qualität zu tun, aber die Quantität lässt keine Wünsche offen. Bis man alle Kisten entdeckt und alle Festungen übernommen hat, vergehen (reine Schätzung, ich tu mir das nicht an) locker Wochen!



Action!
Da kann man sagen was man will, Just Cause 2 hat mir einige Szenen beschert, die auch einem Actionfilm gut zu Gesicht gestanden hätten. Egal, ob ich einen verfolgenden Truck abgedrängt hab, woraufhin dieser sich in bester Alarm-für-Cobra-11-Manier überschlagen hat oder ob ich lässig eine Festung verlassen und hinter mir alles in Flammen aufgeht sehen habe. Das fetzt!






The Meh

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
Dabei fällt mir ein: Kennt noch jemand die Sendung mit dem gleichen Namen, die früher in der ARD lief? Das war so großartig. Anyway, Just Cause 2 bietet jede Menge Fortbewegungsmittel für Straße, Meer und Luft. Eigentlich super, wenn nich die Autos und Motorräder so völlig bedeutungs- und nutzlos wären. Zum einen leidet die Steuerung der Fahrzeuge und einem ekelhaft großen "Lag", zum anderen sind die meisten handelsüblichen Autos und Bikes extrem schwerfällig und ratzfatz im Schlingerkurs. Das ist aber auch schon wurscht, denn eigentlich braucht die keine Sau. Die Insellandschaft von Panau ist demaßen groß, dass man mit dem Auto gefühlte Jahrzehnte unterwegs ist. Davon ab ist mal mit Greifhaken und Gleitschirm hundert Mal schneller am Ziel. Da passt was nicht.


Basejumping
Zugegeben, es fühlt sich klasse an von einem Berggipfel einfach mal in Richtung Abgrund zu rennen und zu springen, nur sieht man einfach immer zu wenig. Die Kamera ist nach schräg vorne ausgerichtet, ich will aber eigentlich eher sehen was genau unter mir abgeht. Mit dem rechten Stick kann ich das zwar steuern - dabei aber leider auch Rico selbst, der dann mehr in Richtung Wand gleitet. Ich hab das Basejumping schnell aufgegeben, nachdem ich etliche Male irgendwo aufgeschlagen bin, nur weil ich nich gesehen habe, was unter mir abgeht.


DLC
Ich will nicht schon wieder die Diskussion über DLC lostreten, aber beim Spielen von Just Cause 2 hatte ich beim Schwarzhändler immer das Gefühl, dass die Auswahl beschränkt ist und irgendwetwas fehlt. Beim Blick auf die Trailer für den DLC-Content war dann auch schnell klar, was ich vermisst hatte: Einen "richtigen" Düsenjet mit Waffen zum Beispiel...


Copy&Paste
Großer Umfang ist super (auch beim Spiel), aber was hilft es mir, dass die Inselgruppe mit unzähligen Städten und Festungen zugekleistert ist, wenn die alle irgendwie gleich aussehen? Die Entwickler haben sich bemüht, das möglichst elegant zu vertuschen, aber nach einiger Zeit isses dann auch egal und ein Militärflughafen sieht aus wie der andere.


Shop til you drop
Rico kann sich jederzeit jedes Fahrzeug schnappen, aber die Zivilfahrzeuge sind fast alle scheiße, Flugzeuge kommen selten vorbei und sind unmöglich spontan zu kapern. Kein Problem, kauft man's halt beim Schwarzhändler, genauso wie die Waffen. In der Theorie super, in der Praxis unausgereift. Der Händler hat gepfefferte Preise, die kurze Ladezeit nervt und der wirklich IMMER identische Spruch geht schon beim ersten mal auf den Sack. Halb so wild, viel schlimmer ist die Sinnlosigkeit der Einkaufstouren. Wer sich beispielsweise einen voll aufgerüsteten Pick-Up kauft, kann damit im schlimmsten Fall fünf Minuten durch die Pampa düsen, dann wird ihm die Karre auseinander geballert und schon sind 100.000 Credits das Klo runtergespült. Wer vorsichtiger rangeht, hat trotzdem nix davon, denn es gibt keine Garage. Also muss fortan entweder immer mit der Karre rumgurken (was angesichts der gigantischen Umgebung undenkbar ist), oder den Wagen irgendwann stehen lassen und sich später wieder einen neuen anliefern lassen - für 100.000 Credits. Bei den Waffen kommt noch ein viel größeres Problem dazu, aber dazu später mehr...


Suchen und Fluchen
Ich mag solche Sammelgeschichten wie in Just Cause 2. Jeder Ort, jeder Militärstützpunkt hat versteckte Kisten und zerstörbare Objekte. Ein kleine Anzeige neben dem Kompass zeigt in Prozent an wie viel von dem Schotter man gefunden hat. Das klappt im Bezug auf die Kisten super, aber zerstörbare Objekte schließen auch Generatoren mit ein, die immer und immer wieder leicht übersehen werden. Das führt dazu, dass man gerne mal ne Stunde damit verbringt eine Umgebung komplett zu absolvieren, weil man diesen bekackten letzten Generator nicht findet.


Das Digi-Pad
Schwerlich ein Vorwurf, den man den Enwicklern machen kann, gilt zudem nur für die 360-Version. Das Digi-Pad ist für die Waffenwahl zuständig, links sind Granaten und Sprengladungen. Ich kann nich zählen, wie oft ich anstelle einer Sprengladung eine Granate geworfen habe. Gnarf!






The Bad

Heute sinkt für sie: Das Niveau
Ich mag Trash. Und Avalanche hätte locker ne Art American Fighter in Videospielform draus machen können. Die Jungs nehmen sich zwar nicht sonderlich ernst, aber die "Story" ist weder witzig, noch spannend, noch sonstwas. Es ist belangloses Gelaber mit Schenkelklopfer-Humor. Wer Zwergenwitze mag, ist gut aufgehoben, wer wirklich gewitzte Dialoge hören möchte, bleibt bei Uncharted. Noch dazu gibt's insgesamt gerade mal sieben Story-Missionen, die jeweils durch Chaos freigeschaltet werden. Nur wer viel kaputt macht, kommt inhaltlich weiter. Als Belohnung taugen die Missionen allerdings herzlich wenig. Erfrischend auch die Aussage des Spiels nach Beendigung der Story: Dann nämlich "darf" man im Mercenary-Modus weiter zocken. Ohne Story-Ballast. Ahja.



Waffennarr
Ein Spiel, in dem Zerstörung im Vordergrund steht, braucht Waffen. Viele Waffen. Gibt's auch, allerdings nicht ohne Probleme. Munition ist schnell verballert und schränkt den Spieler ein. Für die Maschinenpistole liegen oft Munitionskisten herum (zumindest in Militärbasen), für die Pistole gibt's ebenfalls welche. Alle anderen Waffen bleiben leer, bis man einen Gegner gefunden hat, der die gleiche Waffe mit sich führt. Da kann man je nach Waffe aber lange suchen. Alternativ kauft man sich beim Schwarzhändler neue Waffen, die reißen allerdings den Kontostand in die Tiefe.


Luftabwehr
Just Cause 2 wäre vermutlich furzlangweilig, wenn man einfach per Helikopter von Basis zu Basis fliegen und diese in Rekordzeit auseinander ballern könnte. Soweit klar, nur macht es die reale Variante nicht unbedingt spaßiger. Jeder Militärflughafen / -Stützpunkt besitzt Flugabwehranlagen. Wer sich einer Basis nähert, ist ratzfatz vom Himmel geschossen. Egal wie sehr man sich beeilt oder ausweicht, die Abwehranlagen gewinnen immer. Nur wer vorher zu Fuß eben diese Abwehranlagen ausschaltet, kann unbeschwert im Helikopter den Abzugsfinger drücken. Nachvollziehbar, aber wenig Spaß bringend.


Jeder Schuss ein Treffer
Leck mich fett, treffen die Penner gut. Selbst auf Kilometer Distanz schafft es jeder Popel-Soldat mir die ein oder andere Kugel zu verpassen. Das wird spätestens dann nervig, wenn das Spiel den Schwierigkeitsgrad ein wenig nach oben anpasst und Gegner mit schweren MGs ausstattet.


Adaptiver Schwierigkeitsgrad
Da baut man fleißig seine Waffen aus oder schnappt sich ne Minigun und dann bekommt man stufenweise vom Spiel immer wieder einen vor den Latz. Mit fortlaufender Spieldauer stärkt Just Cause 2 die Gegner und deren Waffen, was nach einiger Zeit aber in Verbindung mit respawnenden Soldaten, deren enormer Treffsicherheit und stärker werdenden Waffen für lange Gesichter sorgt. Oh, und wenn man schon vier verschiedene Schwierigkeitsgrad einbaut, dann darf man Casual durchaus auch einfach halten. Ich wage gar nicht mir auszumalen wie frustrierend der Kram auf Schwer ist...


Quantität vor Qualität
Ein klassischer Fall von falschen Prioritäten. Avalanche hat mit Panau eine Spielwelt hingezaubert, die alle Dimensionen sprengt und wahrhaft gigantisch groß ausfällt. Dass die Chose dennoch gut aussieht, ist ebenfalls ein toller Verdienst. Nur was bringt mir die größte Umgebung, wenn sie dadurch beispielswiese Autos und Motorräder nahezu nutzlos macht? Und was ist der teuerste Preis für diese Größe? Es gibt gerade mal sieben Storymissionen und die sind größtenteils auch noch strunzlangweilig. Da hätte man sich lieber mal 20 km² eingespart und ein paar aufregendere Missionen gestaltet.


Sehereische Fähigkeiten
Just Cause 2 ist kein Stealth-Titel, klar. Und dennoch kann es nerven, wenn man mit nem Sniper-Rifle zwei Kilometer von einer Militärbasis entfernt auf einem Hügel sitzt und nach dem ersten Schuss absolut alle Gegner sofort wissen wo man ist.








Maik says:
15 bis 20 Stunden hatte ich viel Spaß an Just Cause 2, dann fing es plötzlich an mir auf den Sack zu gehen. Die "Story" ist quasi nichtexistent, die wenigen Storymissionen sind uninspiriert und öde. Schlimmer sind allerdings die immer treffsicheren Gegner und die immer knappe Muni. Ständig stehe ich mitten im Gefecht und höre nur noch Klick-Klick-Klick, weil die Wumme mal wieder leer ist. Das kann ich nur vermeiden, indem ich schön brav die Waffen benutze, die auch meine Gegner mit sich führen, aber wo kommen wir denn da hin, wenn ich mich da so einschränken muss? Mir stellen sich eigentlich zwei elementare Fragen: Wieso haben die Jungs nicht irgendwann aufgehört schöne Strände und Berge zu bauen und stattdessen mal lieber ein paar spannende Missionen zu kreieren? Ballern und Zerstören macht Spaß, aber nach einiger Zeit wird's langweilig und damit auch das Spiel. Zweite Frage: Wieso gibt's keine Cheats, denn wenn ein Spiel durch Cheats erheblich mehr Spaß machen würde, dann Just Cause 2. So ist meine Motivation nach 20 Stunden spontan eingebrochen und nach dem Abspann komplett verschwunden.

5/10


BONUS

Nuklear-Raketenwerfer-Mod (PC)
Baddaboom


1 Kommentar:

  1. Es geht ja noch nicht mal um die Autos oder um die Starken Gegner. Es dreht sich hauptsächlich, um die handvoll Waffen mit viel zu wenige Munition, für ein viel zu großes Gebiet. Was gerade mal ein paar Panzer,
    (Sofern man sie überhaupt danach nennen kann!?)
    und ein paar Helikopter zu bieten hat.
    Von dem STÄRKSTEN Arsenal her gesehen.

    Wir haben z.b. 15 Waffen und max; 3 Panzer zur Auswahl, (Die auch nicht immer da stehen, wo sie Ursprünglich stehen sollte), und sollen grob 200 Armeebasen und 150 Kuhorte absolvieren?

    Helikopter? Hehe... Arschlecken! Die Luftabwehr scheißt die was! Kampfjets? Kannst du ebenfalls in die Tonne drehten! Ist viel zu schnell um zu Zielen und dannach auf den Abzug zu Drücken.
    Muss auch so sein sonst wäre es kein Jet.

    Und das ebische Rumsuchen von Generatoren,
    (wie oben schon beschrieben) das kann einem ganz gewaltig den Tag versauen. Erst ich hatte heute bald 2 Stunden das vergnügen gehabt.

    Also brauchen wir uns über den spielspaß bei der Einnahmen bzw, Absolvieren von Militärbasen nicht mehr zu unterhalten.

    Und jetzt mal was ganz Komisches:

    Wenn ich z.b. mit meinem Jet ganz hoch hinaus in den Himmel fliege und aussteigen, warum bin ich dann ohne Fallschirm langsamer beim Absturz, als mit Fallschirm? Also nichts gegen die Entwickler, aber irgendwas stimmt ganz gewaltig nicht mit dem spiel^^

    So viel zur meine Kritik.

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