Montag, 27. Juli 2009

New World Order

Früher war nicht nur alles besser, sondern vor allem auch einfacher.

Es ist keine neue Erkenntnis für mich, aber sie wurde mir mal wieder schmerzlich bewusst gemacht. Es gab Zeiten, da hatten ich mehr Spaß am Leben. Ich hatte vielleicht weniger Geld und weniger materielles Eigentum, aber mehr Spaß. Dosenbier war für den Vollrausch völlig ausreichend, zwei Spiele pro Monat schon fast zu viel und gelegentlich lief sogar Musik im Radio, die keinen spontanen Brechreiz verursachte. Tolle Zeiten waren das.

Es waren Zeiten, in denen ich ein klappriges Klapprad (die Doppelung an dieser Stelle ist albern, aber gewünscht) fuhr, für das ich mich zwar insgeheim schämte, das mich aber sicher an das gewünschte Zeil brachte. Außerdem distanzierte ich mich auf diese Weise auch gleich von den Rennrad-Asis, den Mountainbike-Mongos und den Trekking-Bike-Losern. Es waren Zeiten, in denen ein platter Reifen zwar schmutzige Hände bedeutete, aber keine Katastrophe. Ein wenig Flickzeug und schon lief die Kiste wieder. Alle paar Jahre ging ich dann zum Fahrradhändler, kaufte mir für kleines Geld neue Reifen und nach ein paar Handgriffen, hatte ich auch wieder Profil auf dem Hinterreifen.


Und heute? Heute fahre ich ein Mountain-Bike mit Straßennbereifung und 21 Gängen. Völlig bekloppt und unnötig, aber zugegebenermaßen hat mich mein Zweirad vier Jahre lang nie enttäuscht. Kein Klappern, kein Wackeln, kein Stress. Aufsteigen, losfahren, ankommen. Einmal im Jahr ein wenig Öl auf die Kette und fertig. Mehr verlange ich von einem Fahrrad auch gar nicht und mehr interessiert mich die Chose auch nicht. Aber vier Jahre sind für einen Fahrradreifen ne lange Zeit und selbst, wenn man das treue stählerne Ross stets in den Keller verräumt, irgendwann wird der Reifen spröde und brüchig. Es müssen also neue Reifen her.

Naive Naturen könnten jetzt annehmen, dass man ganz einfach die Reifengröße wissen muss und schon hat man für kleines Geld wieder Mobilität erkauft. Aber falsch gedacht. Es gibt ganze Tabellen mit Reifengrößen und alleine für 26"-Felgen gibt es locker über 30 verschiedene Varianten. 30! Ja, spinn ich? Da ist ja der Fernseher-Kauf einfacher! Ich musste tatsächlich die Wikipedia besuchen, um am Ende 99,8%ig sicher zu sein, dass ich mir die richtigen Reifen ausgesucht hatte.

Und jetzt mal ehrlich. Hat es die Menschheit wirklich so weit gebracht, um sowas hier zu entwickeln?

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