Freitag, 7. August 2009

Einmal die 173 ohne Knochen, bitte.

Wer bislang dachte der deutsche Jugendschutz wäre für den knallroten Sack, sollte mal einen Blick nach China werfen.

Alle drei Monate erscheint ein Spiel, bei dem man sich als deutscher Spieler Sorgen machen muss, ob es denn auch wirklich unverändert in den Handel kommt. In manchen Fällen geht das gut und man darf die Aliens in Resistance genauso zerschnetzeln wie amerikanische Spieler, dann wieder fragt man sich, ob die vorliegende Fassung Realsatire sein soll, wenn beispielsweise bei The Darkness die beiden Monster-Tentakel des Spielers stets absichtlich am erledigten Opfer vorbei schnappen und anschließend um einen leuchtenden Orb anstatt um ein Herz kämpfen.

Dennoch, und ungeachtet der immer wieder aufkommenden Diskussion um gewalthaltige Spiele, kann man eigentlich durchaus beahaupten, dass sich die Lage für deutsche Spieler im letzten Jahr weit weniger schlimm dargestellt hat als man das erwarten konnte. Gut, Spiele, die mit vollem Einsatz über das Ziel hinausschießen, erscheinen hierzulande erst gar nicht, aber als volljähriger Spieler bestellt man sich die deftigsten Schlachtplatten halt in England oder Österreich und schon ist diie Welt wieder in Ordnung.

Jaha, aber wir leben ja auch noch in einer Demokratie und in einem mehr oder weniger freien Land. Das mag Frau von der Leyen ein Dorn im Auge sein und je nach Wahlausgang stehen uns noch gruslige Zeiten bevor, aber noch ist die Situation durchaus erträglich. Aber jetzt stelle man sich mal vor man lebe in China. Jenes wunderbar lustige und bunte Land (das es zweifelsohne sein muss, wenn man sich mal den ganzen Schotter anschaut, der uns aus diesem Land in die Nanunanas geliefert wird) ist schließlich nicht gerade ein Aushänngeschild für Freiheit und Selbstbestimmung. Da verwundert es nicht, dass nicht nur das Internet zensiert wird, sondern dass natürlich auch Spieler darunter leiden. WoW-Spieler zum Beispiel. Die hatten nämlich die letzten 50 Tage einfach mal Pause, weil das Spiel geprüft wurde. Jetzt ist der Spaß wieder verfügbar, wurde von Blizzard aber angepasst.

Blut sieht jetzt eher aus wie Öl, herumliegende Knochen sind künftig Sandsäcke und natürlich haben auch Charaktere keine sichtbaren Knochen mehr. Und ich dachte Änderungen für den deuutschen Markt wären willkürlich und undurchsichtig... Mehr Details zu den Änderungen gibt es hier.

Das eigentlich Schlimme an der Situation ist aber weniger die Zensur durch den Staat, sondern die Bereitwilligkeit der Entwickler diese Änderungen auch umzusetzen. Und dabei will ich nicht mal auf die Rebellions-Nummer hinaus, die Blizzard hier an den Tag hätte legen können, sondern eher auf den Punkt, dass Videospiele schon allein aufgrund solcher bekloppter Aktionen nie über den aktuellen Status hinaus kommen.

Ich stell mir grad mal vor man würde Spielberg bitten die Knochen in den Katakomben durch Sandsäcke zu ersetzen, damit Indy in China gezeigt werden darf. Hätte der Mann das gemacht? Eiine groteske Vorstellung. "Leckt mich am Arsch, ich änder nix an meinem Film, und schon gar nicht so einen totalen Quatsch!" hätte er gesagt. Er hätte den Kopf geschüttelt und seine Kunst verteidigt. An einem guten Tag hätte er vermutlich noch ein Video-Posting ins Internet gestellt und irgendwie noch die Kurve zur Unterdrückung der Juden gefunden, die es nie zu vergessen gilt und dass es solche kleinen Änderungen sind, die später zu Massenmorden führen. Ja, das hätte er gemacht. Nicht so Blizzard. Die sehen einfach die Fantastilliarden, die sie in China verdienen können und machen sich sofort daran die Änderungen umzusetzen.

Oh. Ich seh grad, dass Spielberg für die Neuauflage von E.T. sämtliche Pistolen durch Funkgeräte ersetzt hat. Freiwillig. Meine Argumentation fällt zusammen wie ein Kartenhaus.

Ich komm noch mal drauf zurück, sobald Blizzard eine spezielle Version von WoW für den Iran produziert, in der jeder NPC einem bestätigt, dass Ahmadinedschad die Wahl gewonnen hat.

Gene Roddenberry hätte stolz auf uns sein können. Ist er aber nicht.

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